Es war der Samstag, 18.05.19. Endlich ging es los mit dem Segelfluglager am Flugplatz Aalen Heidenheim. Die Vorbereitungen während den letzten Wochen soll nun in die Praxis umgesetzt werden. Schon die Hinfahrt wird für mich besonders. Noch nie habe ich einen Segelfluganhänger so weit gezogen. Zur Probe einmal um den Flugplatz Buochs, unter kundiger Anleitung von Felix in der Woche davor, musste als Einführung in die Materie reichen. Nach ca. 7-stündiger Fahrt mit dem eher speziellen Anhängerzug aus Suzuki Jimmny und DuoDiscus (ja das ist so absolut legal auch ohne Anhängerführerschein:) ) sind wir zusammen auf dem Flugplatz angekommen. Der erste Eindruck von Flugplatz, Unterkunft und Restaurant waren sehr positiv. Der Flugplatz liegt neben einem kleinen Dorf Elchingen ca. 20 min von Aalen entfernt. Es gibt ausreichend Platz was einen stressfreien Betrieb erlauben wird.
Am nächsten Tag (Sonntag) war das Wetter perfekt, um eine Flugplatzeinweisung im Duo zu machen. Es hat nur wenig Segelflugverkehr, sodass alles in entspanntem Tempo vonstattengehen konnte und genug Zeit war mir als Neuling in allem möglichen zu instruieren. Die ersten (Flug-)Tipps von Jörg, dass die Wälder in dieser Region oft gute Thermik bieten, dass man den Nördlinger Ries meiden soll und weitere gute Hinweise, konnte ich dann in den folgenden Tagen bestens anwenden. Gegen Abend zogen dann schon die ersten Schauer über den Platz, sodass wir im Regen abbauen mussten.
Die nächsten drei Tage waren leider sehr verregnet. Die umliegende Region bietet jedoch allerhand Optionen für Alternativprogramm. Am Montag besuchten ein paar von uns die Stadt Nördlingen, ca. 30 min vom Flugplatz, die mitten in einem durch einen Meteoriteneinschlag vor 25Mio. Jahren entstandener Ebene gelegen ist (Nördlinger Ries). Am Dienstag gingen wir ins Technikmuseums Sinsheim, wobei es auch für die zahlreichen Exponate welche draussen ausgestellt sind (z.B. TU-144 und Concorde), eigentlich zu schlechtes Wetter war.
Am Mittwoch stand ein Ausflug nach Donauwörth ins Werk von Airbushelicopters auf dem Program, wo wir dank Jürg Sterchi eine ausgedehnte Führung machen konnten.
Am Donnerstag konnte ich zusammen mit Jürg Sterchi im Duo einen Flug bis nach Eichstätt und zurück geniessen. Die ideale Vorbereitung für den nächsten Tag.
Dann, endlich, war sehr gutes Streckenflugwetter angesagt. Die LS-4, als letzter der SGN aufgereiht, startete ich kurz vor 11Uhr. Ich konnte schon am Funk verfolgen, dass sich die anderen Richtung Osten aufgemacht haben und es sehr gut voranging. Ein wirkliches Ziel habe ich mir keines gesetzt, ausser dass ich nicht irgendwo aussen landen wollte. Am Ende wurde es ein absolut fantastischer Flug. Zuerst an Eichstätt vorbei bis nach Regensburg, dann an die Südostgrenze der TMA Nürnberg und zurück. Nur einmal auf dem Rückweg ca. 40 km östlich vor Aalen-Heidenheim, als es nur noch kleine Wolkenfetzen am Himmel hatte, galt es jetzt keine Fehler zu machen. Ich bog nach Süden ab, anstatt direkt Richtung Aalen-Heidenheim zu fliegen (und so das Nördlinger Ries zu kreuzen). Es stellte sich als die richtige Entscheidung heraus. Natürlich war ich erleichtert als ich unseren Heimflughafen wieder in Sicht hatte. Dass ich mich am Schluss, schon im Trichter von Aalen-Heidenheim, nochmals mit im Schnitt 0.3 m/s ausgegraben habe, wird im Laufe des Lagers noch von unschätzbarem Wert sein für mich. Dass ich an diesem Tag 397 km geflogen war wurde mir erst am Boden klar. Auch die anderen staunten nicht schlecht 🙂
Nach dem Aufräumen konnten dann alle sehr zufrieden auf einen erfolgreichen Tag bei einem kühlen Weizenbier anstossen.
Am folgenden Tag war es wieder eher regnerisch, also nicht fliegbar.
Am 26. war es nochmals gut fliegbar jedoch habe ich einiges an Lehrgeld gezahlt da ich in der Nähe von Gunzenhausen zu stur noch weiter nach Westen wollte und wohl auch eher zu schnell flog. So war ich dann schon auf dem Weg, um auf dem dortigen Flugplatz zu landen als mich nochmals ein schwacher Aufwind gerettet hat! Das Kurbeltraining zwei Tage zuvor hat mir dabei sicher sehr geholfen.
Am 27. war es nur schwach fliegbar und ich blieb mit der LS-4 im Trichter, aber immerhin ein weiterer Flugtag! Zwischendurch, man glaubt es kaum, ist es dann auch mal schön einen Tag Pause zu haben. Den Besuch des Limesmuseums in Aalen kann ich allen sehr empfehlen! Es war damals erst ca. 1 Woche, nach kompletter Renovation, wiedereröffnet worden. Es bietet eine sehr interaktive Ausstellung mit vielen, sehr lebendig beschriebenen Fundstücken und Geschichten aus der römischen Vergangenheit Aalens.
Auch die sportliche Betätigung kam nicht zu kurz. Joggen kann man sehr gut rund um den Flugplatz. Auch ein Fahrrad dabeizuhaben ist sicher von Vorteil, wenn man die Gegend auf den vielen Radwegen gemütlich erkunden will. Leider habe ich mir nicht den idealsten Tag ausgesucht, um bis an die Donau zu fahren. So wurde ich halt auf dem Rückweg total verregnet.
Auffahrts-Donnerstag, 30.05.2019.
Es ist ein sehr, sehr guter Tag angesagt. Die zwei vorherigen Tage waren nicht fliegbar und konnten daher zur Regeneration und optimaler Vorbereitung auf den heutigen Flugtag genutzt werden. Um 0700 wird schon montiert und die Flieger an die Startposition, Piste 27 Gras gestellt. Eine grosse Menge Segelflieger erwartend, stellen wir 2 reihig auf.
Um 8:30 wird gefrühstückt. Als ich dann noch kurz in die Ferienwohnung ging, um meine Sachen und die Batterien zu holen, sehe ich vom Balkon, dass die lokalen Piloten ihre Flieger vor unsere aufgestellt haben! Urs G. konnte das schlimmste noch verhindern und unsere Flieger ein bisschen nach vorne ziehen, sodass wir nun anstatt an Position 1 bis 3 nun etwa bei 8 bis 10 standen. Jörg und Balz starten schon um halb 10 da sich bereits Cumuli entwickeln.
Schliesslich kommen Felix und ich auf dem Duo als letzte von der SGN kurz vor 12 Uhr in die Luft. Die LSR Aalen hatte leider nur ein einziges Schleppflugzeug verfügbar, da die anderen entweder in der Wartung oder auf einem Ausflug waren worüber sich die lokalen Piloten jedoch mehr genervt haben als wir. So wird an die Tatsache, dass wir auch 2h früher hätten starten können, kein Gedanke verschwendet. Es erwartet uns ja ein super Tag!
Es geht zuerst nach Südwesten die Schwäbische Alb runter bis fast nach Villingen-Schweningen. Die Basis an der Nordkante der Alb geht bis 2500 m, sodass wir schnell vorankommen. Dass so viele Segelflugzeuge in der Luft sind, ist für mich neu und sehr eindrücklich. Nicht selten kreisen wir mit mehr als 10 Segelflieger unter derselben Wolke oder es kommen uns ganze Schwärme entgegen. Es ist sowohl Segelflug Bundesliga Wertungstag als auch Hahnweide Segelflugwettbewerb (von den Einheimischen auch „Wahnheide“ genannt) sodass das Verkehrsaufkommen zuweilen sehr hoch und konzentriert ist.
Als wir wieder südlich von Aalen-Heidenheim sind entschliessen wir uns noch bis Eichstätt nach Osten zu fliegen. Es gibt immernoch keinerlei Abdeckung, sodass die Thermik weiterhin gut ist. Südöstlich von Eichstätt machen wir die zweite Wende wieder zurück zum Heimflugplatz.
Am Freitag danach ist das Wetter nicht super aber trotzdem fliegbar. Auf der LS-4 wage ich mich jedoch nicht weit von unserem Heimflugplatz weg…
Auch am letzten Tag vor der Abreise war dann nochmals super Wetter angesagt. Mit Felix im Duo und mit dem Ziel die TMA Nürnberg zu umkreisen, verbringen wir nochmals einen super Tag in der Luft. Auch Jörg, Urs G. und Balz fliegen diese Route, sodass wir uns manchmal treffen (siehe unten).
So wird, nach einem weiteren fantastischen Tag, beim Abendessen im Flugplatzrestaurant nochmals auf das Lager und die vielen Flüge angestossen. Am Sonntag 1. Juni räumen wir alles zusammen, verladen und fahren nach Hause.
Summary…
Rückblickend (es ist nun schon fast ein halbes Jahr her) denke ich, es hätte fast nicht besser sein können. Ich muss zugeben, dass es mich das schlechte Wetter bzw. die schlechten Prognosen anfangs erster und zweiter Woche etwas demotiviert hatten. War ich doch primär zum Segelfliegen gekommen… Aber eben, das ist sicher eine Lektion für die Zukunft: Man muss die schlechten Tage akzeptieren und dafür 100 % bereit sein für die guten Tage. Und gute Tage hatten wir definitiv im SGN Aalen Lager 2019. Ich hatte insgesamt ca. 45h «Knüppeltime» was mir nun ermöglicht hat, diesen Sommer diverse Umschulungen zu absolvieren. Ich habe sehr viel gelernt während diesen zwei Woche. Nicht nur das «Streckenfliegen», auch Anhängerfahren, den Betrieb auf Graspisten, wie man Wasser aus der Pitotleitung eines DuoDiscus pumpt 🙂 und noch vieles mehr. Die Kameradschaft und das gute Essen kamen natürlich auch nicht zu kurz. An dieser Stelle ein ganz grosses Dankeschön an die Organisatoren Jörg Spichtig und Urs Grubebnmann!
Ich kann das Lager allen, ob jung oder alt, absolut empfehlen!
Neueste Kommentare