Felix Buser:   
Petrus hat uns Segelflieger im Frühling 2021 nicht mit guten Segelflugtagen verwöhnt und das Fluglager in Aalen musste wegen Covid-19 abgesagt werden. Um so mehr habe ich mich auf das Segelfluglager in Münster gefreut. Von der SGN waren Thomas, Jürg, Bart, Beat und ich dabei.

Beat und ich durften den Duo Discus HB 2513 mit ins Lager nehmen. Thomas hatte die DG 800 HB 3173 dabei, Jürg ist mit dem Ventus gekommen und in der zweiten Woche war auch Bart mit unserem neuen Discus 2cT HB 2533 dabei. 

Die Flugwochen in Münster sind jeweils von Samstag bis Samstag ausgeschrieben. Ich wollte jedoch erst am Samstagabend nach Münster anreisen, damit der Duo für die daheimgebliebenen Piloten möglichst oft in Buochs zur Verfügung steht. Die Segelflugwettervorhersage für Samstag, den 10. Juli war in der Zentralschweiz nicht berauschend. Trotzdem war ich pünktlich um 9 Uhr am Briefing weil ich von Buochs aus einen Flug machen wollte. Unsere 3 zukünftigen Schlepppiloten waren schon am Schulen und Wisi und Balz starteten mit ihren Privatflugzeugen. Ausser mir wollte nur noch Luca einen Segelflug machen. Da die Bedingungen im Wallis deutlich besser angesagt waren als in der Zentralschweiz, fassten Luca und ich den Plan, den Duo nach Münster zu überfliegen. Da ich die Route über Brünig und Grimsel und die Landung in Münster gut kenne, war die Flugvorbereitung schnell erledigt. Mit Raphael, unserem Schlepppiloten, haben wir abgesprochen, dass wir in Guttannen klinken, wenn wir dort mindestens 2800 m erreicht haben. 

Trotz einigen tiefen Cumuli im Schlierental hatten wir mit dem schweren Doppelsitzer entlang der ganzen Route nur wenig Steigen. So konnten wir erst kurz vor dem Grimselpass klinken und unser Kassier freut sich über einen 44 Min. Schlepp.

Kurz nach dem Pass fanden wir den ersten Schlauch in dem wir auf 2700 m steigen konnten. Über der Galmihornhütte stieg es weiter bis auf 3000 m und am Eggishorn erreichten wir 3200 m. Auf dem weiteren Weg nach Westen fanden wir nicht mehr viel Aufwind, sodass wir an der Wiwannihütte wieder nach Osten drehten. Nach einem kurzen Abstecher auf die Südseite wechselten wir am Furkapass wieder auf die Nordseite und folgten den gut zeichnenden Wolken über den Oberalp bis auf die Höhe von Disentis im Vorderrheintal. Auf dem Rückweg ins Wallis mussten wir kaum kurbeln und legten deshalb die 65 km mit einem Schnitt von über 100 km/h zurück. Um 16:11 landeten wir sicher auf Piste 05 in Münster.
Dank dem langen Schlepp, konnten wir einen Segelflug von 3 1/2 Std. und 240 km erleben. Luca war noch nie im Wallis und war von der zuverlässigen Thermik und der grandiosen Landschaft begeistert. Vielleicht kommt er ja nächstes Jahr eine Woche mit ins Lager.

Obwohl wir den Duo im Hangar einstellen konnten, wollte ich am Abend nochmals nach Buochs zurück um mein Wohnmobil und den Anhänger für den Duo zu holen. Da Jürg auch nochmals nach Buochs musste, konnten Luca und ich mitfahren. Den schöne Flugtag haben wir natürlich bei einer Pizza ausführlich besprochen. 

Am Sonntag den 11. Juli wollte Beat nicht fliegen. Ich hatte deshalb im Duo einen Platz für den “Hof-Photografen“ des Münsterlagers frei. Er hat den Segelflug von 2 1/2 Std. genossen und viele eindrückliche Fotos geschossen. 

Auch am Montag, dem 12. Juli war nochmals fliegbares Wetter. Beat und ich waren die einzigen der SGN, welche geflogen sind. Der Flug war schwierig und eher lokal. Ausser im Obergoms haben wir keine Aufwinde gefunden, sodass wir nach 1 3/4 Std. wieder gelandet sind. Für die nächsten Tage war nur Regen, Regen und nochmals Regen angesagt. Der Duo war sicher im Hangar verstaut und ich habe mich ein paar Tage mit dem Hochwasser am Neuenburgersee und in Basel beschäftigt.
Ab dem 17. Juli war in Münster wieder fliegbares Wetter. Die Bedingungen in den nächsten drei Tagen haben aber für Bart im Discus und Beat und mich im Duo nur für Flüge im Goms von jeweils 2 -3 Std. gereicht.
Am Dienstag, dem 20. Juli kam dann endlich die lang ersehnte Hochdrucklage mit guten thermischen Bedingungen. Thomas startete um 11:10 als erster der SGN Truppe und landet nach 7:40 Stunden und 573 km als letzter wieder. Beat und ich starteten um eine Viertelstunde später. Auch Bart und Jürg genossen ausgiebig die guten Schläuche. Beat und ich drehten nach dem Klinken über der Galmihornhütte bis auf 3100 m auf. Die Prognosen für das Bedretto und das Engadin waren gut. So wagten wir sofort den Sprung über den Nufenen. Im Bedretto ging es aber vorerst nur runter und so kamen wir mit 2100 m in Airolo an. Ambri war offen, aber wir wollten ja ins Engadin. Wie (beinahe) immer stand östlich von Airolo ein guter Schlauch. Bald waren wir wieder auf 3300 m und flogen Richtung Biasca.

Am Matro drehten wir nach Osten ab und querten den Stregapass und das Calancatal Richtung Chiavenna und den Maloyapass. Am Piz Nair kurbelten wir von 2900 m wieder bis auf 3700 m auf und flogen bis zu unserem Wendepunkt auf der Höhe von Zuoz. 

Auf dem Heimweg waren wir immer zwischen 3500 und 3900 m. Die Südseite des Bedretto und des Goms haben gut getragen und wir verlängerten den Flug bis ins Mattertal.

Um 18:19 landeten wir nach 6:55 Std. und 415 km zufrieden in Münster. Thomas war noch wesentlich weiter in den Osten bis ins Ötztal geflogen. Er hat an diesem Tag 573 km geschafft. Auch Jürg hat einen Flug über 246 km im OLC hochgeladen und Bart hatte nach über 6 Std. Flug das Strahlen des zufriedenen Segelflugpiloten in den Augen. 

Auch für den 21. Juli war wieder gutes Flugwetter angesagt. Sofort nach dem Klinken konnten Beat und ich auf 3100 m steigen. Auch die Querung ins Bedretto und der Flug bis zum Gotthard waren einfach. Im Tessin war jedoch die Basis wesentlich tiefer als angesagt. Am Matro konnten wir nur noch bis auf 2600 m steigen. Für meinen Geschmack zu tief für eine Querung ins Engadin. Mit sehr wenig Platz zwischen den Wolken und dem Relief haben wir uns wieder zum Ritomsee hochgearbeitet. Obwohl dort die Basis auf über 3200 m lag, war mir der Weg nach Osten zu riskant und wir flogen zurück ins Wallis. Den Flug haben wir nach Westen bis ins Lötschental verlängert. Der Rückflug über den Beichpass und den Oberaletschgletscher war natürlich eindrücklich. So sind wir auch an diesem Tag nach einem Flug von über 6 Std. sehr zufrieden gelandet. 

Am Donnerstag, dem 22. Juli habe ich mit Bart das Flugzeug getauscht und bin zur Einstimmung auf das Lager von Anfang August in St. Auban (Südfrankreich) den Discus 2cT geflogen. Wieder mal war Nordwind angesagt. Nachdem ich mich ca. 2 Std. auf der Nordseite des Goms zwischen Grimselpass und Fiesch an das feine Handling des Discus angewöhnt und einen Motorstart getestet hatte, habe ich zur Südseite gewechselt. 

Anfangs Saasertal habe ich nochmals bis auf 3000 m aufgedreht und bin dann ins Mattertal gequert. Dort habe ich aber nur erhöhtes Sinken gefunden. Immer noch mit viel Reserve im Gleitwinkel von Raron, musste ich mich an den Vispterterminen von 2100 m wieder auf 3000 m hocharbeiten bis mir der Sprung nach Osten zum Schwarzhorn gelingen konnte.
Unter dem schönen, dunklen Kumulus konnte ich bis 3300 m aufdrehen. Der Weiterflug über den Lac de Moiry bis Evolène war eindrücklich.

Auf dem Rückweg bis zum Furkapass konnte ich teilweise in den gleichen Schläuchen Höhe machen und habe über weite Strecke tragende Linien gefunden. Das und die guten Flugeigenschaften des Discus haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit auf diesem 80 km Schenkel von über 90 km/h ergeben. Unser neuer Discus 2cT hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf kommende Flüge. 

Am Freitag, dem 23. Juli war nochmals gutes Flugwetter angesagt. Für das Wochenende war jedoch nicht mehr mit gutem Streckenflugwetter im Wallis zu rechnen. Ich habe mir deshalb vorgenommen den Duo am Abend nach Buochs zu fliegen, damit er am Samstagmorgen zum Briefing wieder in Buochs für die Gruppe zur Verfügung stand. Die Thermik war leider deutlich weniger gut als angesagt. Nach dem Start habe ich beinahe 2 Std. lang zwischen Grimsel und Bellwald versucht über 2500 m zu steigen und musste schlussendlich doch noch den Turbo benutzen, um nicht nochmals in Münster zu landen. Um ca. 14 Uhr habe dann auch ich einen Schlauch gefunden, welcher mich bis auf 3600 m getragen hat.

Für einen langen Streckenflug war es nun zu spät. Ich habe noch einen kleinen Rundflug ins Lötschental gemacht und danach am Siedelhorn nochmals bis auf 3800 m aufgedreht. Für die 50 km bis Buochs hatte ich also fast 3000 m zur Verfügung. Meiringen Tower war nicht aktiv und so konnte ich von Innertkirchen direkt über den Jochpass ins Engelbergertal queren. Buochs Tower hat mir die Freigabe für eine Landung auf Piste 24 gegeben und so stand der Duo bald nach der Landung nach zwei Wochen Münsterlager ohne eine einzige (De-) Montage wieder in Buochs im Hangar U16. 

In den zwei Wochen Münsterlager bin ich trotz einer verregneten ersten Woche an 10 Tagen knapp über 40 Std. geflogen. Das Münsterlager ist aber nicht nur ein Fluglager. Jeden zweiten Abend hat Iris für die Piloten ein reichhaltiges Nachtessen gekocht. An flugfreien Tag lockt die Galmihornhütte mit den Weltbesten Nussgipfel, welche man sich mit einem zweistündigen Aufstieg erarbeiten muss. Wer danach Muskelkater hat, kann sich im Thermalbad von Brig erholen. Auch der Kontakt zu Piloten aus anderen Fluggruppen kommt in einem Fluglager nicht zu kurz und kann eine Inspiration für kommende Streckenflüge sein. Das Lager ist auch nicht nur für Streckenpiloten interessant. Die oft hohe Basis im Wallis erlaubt lange und eindrückliche Flüge in Trichter von Münster oder Raron und wenn ein Doppelsitzer dabei ist, können auch weniger erfahrene Piloten immer wieder mal mit auf einen Streckenflug.