Das Segelfluglager in Chateau Arnoux St. Auban in Südfrankreich hat in der SGN eine lange Tradition. „Nach Münster geht man in die Ferien, nach St. Auban zum Fliegen“ hat mir ein Insider mal gesagt. Nachdem ich in den zwei Wochen Münsterlager 40 Std. in der Luft war und dabei im olc 1400 km zusammen gekommen sind, war ich sehr gespannt, ob St. Auban dies toppen konnte.
Wie auf vielen Alpenflugplätzen wird auch in St. Auban für Neupiloten ein Einführungsflug verlangt. Ganz neu war mir die Gegend nicht, bin ich doch schon vor Jahren mit dem Delta in Sisteron, St. André les Alpes, St. Vincent du Fort, Laragne und Moustière geflogen. Zudem hat mir Oski schon Wochen vor dem Lager seine alte Segelflugkarte überlassen, so dass ich mich mit den Lufträumen und der Lage der Fluplätze vertraut machen konnte. Mit Matthias hatte ich für meine ersten Flüge ab St. Auban einen kompetenten Fluglehrer, welcher das Fluggebiet in und auswendig kennt und mich perfekt eingewiesen hat.
Am 2. August, nach dem obligatorischen Longbriefing, stand ich also in der DG 1000 am Start zu meinem ersten Flug in St. Auban. Nach wenigen Minuten Schlepp haben wir über dem Plateau geklinkt und uns in Fluplatznähe bis auf 2200 m hochgeschraubt.
Wie es sich für einen Einweisungsflug gehört, haben haben wir zuerst die nähere Umgebung erkundet. Doch auch die ist in St. Auban sehr eindrücklich. Die Gorge du Verdon und den Lac de St. Croix kenne ich auch als Kayakfahrer. Von oben aus dem Segelflieger ist die Schlucht nicht minder beeindruckend.
Unser weiterer Flugweg hat uns entlang des „Parcours“ nach Norden bis zum Lac de Serre-Poncon geführt. Der Delta-Startplatz von St. Vincent du Fort ist mir von früheren Flügen mit meinem Drachen in guter Erinnerung geblieben und auch die thermischen Winde bei der Mündung der Durance habe ich schon öfters zum Kitesurfen genutzt. Jetzt mit dem Segelflieger konnte ich aber erstmals die verschiedenen Gebiete miteinander verbinden. Von Barcelonette an war der weitere Flug nach Norden für mich Neuland. Die Thermik war zuverlässig und die Basis ist mit dem Gelände immer weiter angestiegen, so dass wir im Gebirge eine maximale Höhe von 3400 m erreicht haben. Nach genau 6 Std. und 386 km auf dem Zähler sind wir am Abend zufrieden mit dem ersten Flug in St. Auban gelandet.
Am 3. August bin ich nochmals mit Matthias im Doppelsitzer geflogen. Gemäss der Tradition von Wisi haben wir unsere Flugzeuge schon vor dem Briefing in die erste Startreihe gestellt und konnten deshalb schon um viertel vor zwölf starten. Der Flug war ähnlich wie am Vortag. Wir sind ein wenig länger geflogen, konnten ein wenig höher steigen und sowohl nach Osten als auch nach Westen etwas weiter ins Backcountry fliegen. So hatten wir dann auch nach der Landung mit 489 km rund 100 km mehr auf dem olc-Konto als am Vortag. Oski ist an diesen beiden Tagen mit dem Discus in ähnlichen Regionen geflogen und hat seine Flüge von je ca. 300 km ebenfalls genossen.
Am Mittwoch hat uns der Thermik-Gott einen Ruhetag verschrieben. Dichte Wolkenfelder und Regen hätten keinen vernünftigen Flug zugelassen. Das Wetter hat sich aber schnell erholt und so konnten wir am Donnerstag schon wieder von grossen Taten träumen. Auf Grund der hohen Feuchtigkeit und der damit verbunden eher tiefen Basis haben wir uns zu einem Flug Richtung Nord-Westen ins Rhonetal entschieden. Kurz vor Valance haben wir wieder nach Süden abgedreht und haben, nach dem wir schnell den Parcour runter gerutscht sind, auch den Nord-Osten erkundet. Wieder standen am Ende des Tages 489 km auf dem Zähler. Dank dem 300er Dreieck hat der Flug im olc 530 Punkte ergeben.
Nun war meine Lehrlingszeit vorbei. Am 6. August bin ich mit dem Discus zum ersten Alleinflug in St. Auban gestartet. Wie am Vortag bin ich zuerst nach Nord-Westen in Richtung Rhonetal geflogen. Der Tag war weniger gut als der Vortag und ich musste die Thermik oft im Blauen suchen.
Trotzdem war ich natürlich immer im Gleitwinkel eines Flugplatzes. Auch der Wechsel vom eher flacheren Gebiet im Westen in die Berge im Osten hat gut geklappt. So konnte ich auf meinem Flug rund um den Flugplatz stolze 300 km zurücklegen.
Am 8. August war starker Westwind angesagt. In teils turbulenten Verhältnissen habe ich mich bis Barcelonette gewagt. Als das LX mir Winde von über 50 km/h angezeigt hat, habe ich mich für den Rückweg entschieden. Oski und Matthias haben den Einstieg in eine Welle gefunden und konnten bis auf 5800 m steigen. Am 9. August waren die Wetterbedingungen und damit auch mein Flug ähnlich. Matthias und Oski haben einen Tag mit den Niflis verbracht.
Am 10. August hat sich der Wind etwas gelegt. Noch stark genug um den langen Hängen im dynamischen Aufwind entlanggleiten zu können hat der Tag gute Streckenflug Bedingungen versprochen. Ich war wieder an der Reihe um mit Matthias weite Strecken fliegen zu dürfen. „Wir drehen nur Schläuche mit mehr als 3 m/s Steigen und fliegen zügig nach Norden“ war die Devise. So war dann auch der häufigste Kommentar von Matthias: „witerflüüge“. Diese Strategie hat sich bewährt. Mit einem Schnitt von über 80 km/h sind wir bis fast an die Schweizer Grenze geflogen. Unser Wendepunkt im Norden war der Lac de Moulin südlich des Matterhorns.
Auf dem Rückweg haben wir einen Schlauch gefunden, der uns in knapp 7 Minuten von 2700 auf 4200 m gebracht hat. 550 km in etwas über 7 Stunden haben unsere Streckenflug-Herzen höher schlagen lassen. Der 11. August war noch besser angesagt. Matthias und Oski haben mit der DG 1000 das Mattherhorn umrundet und sind nach olc Auswertung fast 700 km geflogen. Ich war wieder mit dem Discus unterwegs und habe 50 km vor Aosta gedreht, damit ich den Heimweg sicher schaffe. Mit 460 km habe aber auch ich einen schönen und weiten Flug gehabt. Wisi ist uns mit seinem Nimbus 4 von Buochs aus besuchen kommen. Ganz Wisilike war ihm der direkte Flug nach St. Auban zu kurz. Deshalb hat er nach dem Gotthard zuerst etwas nach Osten ausgeholt.
Am 12. August haben wir uns verspekuliert. Nach den langen und weiten Flügen der letzten Tage haben wir überlegt, ob wir einen Ruhetag einschieben. Im Briefing waren jedoch die Prognosen so verlockend, dass wir trotzdem gestartet sind. Nach zwei Stunden rumeiern am Rande das Absaufens sind wir wieder gelandet. Wisi hat den Heimweg nach Buochs mit anfänglicher Motorunterstützung geschafft.
Am 13. August war schon der letzte Tag unseres Fluglagers gekommen. Damit wir in aller Ruhe die Flugzeuge für den Heimtransport in die Anhänger verladen konnten, wollten wir bereits um halb sechs Uhr landen. Die Thermik war deutlich besser als angesagt und Matthias und ich waren in der DG schnell unterwegs. Getreu dem Motto „witerflüüge“ haben wir auf mehreren Schenkeln Durchschnittsgeschwindigkeiten von deutlich über 100 km/h erreicht. In weniger als 6 Std. sind wir 530 km geflogen. An diesem Tag wäre noch mehr drin gelegen, aber was will man mehr von einem Freitag den 13.? Auch Oski ist im Discus mit 400 km einen super Flug gelungen.
Wir haben uns in St. Auban vor allem aufs Streckenfliegen konzentriert. Matthias hat im olc 2885 km auf sein Konto geschrieben. Auch Oski hat 1600 km für sich gebucht. Das Gebiet ist aber auch für fortgeschrittene Genussflieger geeignet. Häufig gutes Flugwetter, zuverlässige Thermik ein abwechslungsreiches Fluggebiet und ein dichtes Netz von Flugplätzen in der näheren Umgebung ermöglichen lange Flüge im Trichter von St. Auban oder den angrenzenden Flugplätzen. Auch die Infrastruktur in St. Auban ist gut und über das französische Essen wird ja kaum jemand klagen. Wir haben während dem Lager immer wieder Fotos gepostet. Nicht um die zuhause gebliebenen neidisch zu machen, sondern um euch zu animieren nächstes Jahr auch nach St. Auban zu kommen.
Eine kleine Bilder-Auswahl von unserer Whats-App Gruppe.
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